Schöpferische Zerstörung
Ist der Klimawandel als ein Konzept Kreativer Zerstörung begreifbar? Das Konzept einer schöpferischen oder kreativen Zerstörung gibt es schon seit der Antike. Im Hinduismus wird dieser Prozess durch die Gottheit Shiva oder den Dämon Kali verkörpert. Laut buddhistischer und hinduistischer Lehre leben wir bereits seit 5000 Jahren im Kali-Yuga, dem dunklen oder eisernen Zeitalter des Verderbs, des Verfalls und Streits. Sinngemäß ist die Idee einer schöpferischen Zerstörung ebenso im Kapital bei Marx zu finden wie bei Darwin in Hinblick auf sein evolutionäres Konzept der Entstehung der Arten. Im Bereich der Wirtschaft wurde der Begriff maßgeblich durch den Ökonom Peter Schumpeter geprägt.
Wenn wir davon ausgehen, das einer grundlegenden Veränderung stets ein Prozess der Schöpferischen Zerstörung, also ein Todesprozess vorausgeht um das in Erscheinung treten, das emergieren von etwas völlig neuem zu ermöglichen, was bedeutet dieses Phänomen dann in Bezug auf den Klimawandel und das Artensterben? Kann man den Begriff der Schöpferischen Zerstörung noch auf einen so tief reichenden Zerstörungsprozess wie den der ökologischen Krise in der wir uns derzeit befinden denken und anwenden? Kann uns solch ein Ausblick auf die Geschichte eine brauchbare Form der Hoffnung geben, hemmt oder fördert solch eine Form der Hoffnung auf ein Happy-End unsere Initiativkräfte? Ist der Begriff der schöpferischen Zerstörung in Bezug auf die Krise wirklich noch schöpferisch – insbesondere wenn man ihn in Zusammenhang mit den Idealen des Transhumanismus betrachtet – oder beinhaltet er nicht bereits eine solch starke destruktive Tendenz, dass von schöpferisch/kreativ bereits keine Rede mehr sein kann? An welcher Stelle der Evolution befinden wir uns und von wo kommt das Neue in die Welt?