Was brauchen wir nicht?

Lesezeit: ca. 2 Minuten

Der Geist ist ein unruhiger Affe. Das Leben ist einfach zu interessant. In welch einer Masse von interessanten Themenkomplexen können wir uns im Zeitalter der digitalen Verfügbarkeiten nicht alles verlieren! Dass die so überaus spannenden Themen – je nachdem an welchem Ort der Welt wir stehen und was unsere Welt ausmacht – uns jeweils so intensiv vereinnahmen, liegt daran, dass wir uns an diesen Orten unseres Interesses so sehr lebendig fühlen. Dafür sorgt unsere Vertrautheit mit diesen Themen, unsere Begeisterung. Es gibt aber auch sehr viele Themen, in denen wir uns sehr lebendig und wohl fühlen, die wir auch sehr gut zu kennen meinen, die wir aber heute angesichts der Aktualität der Klimakrise verpflichtet sind als eindeutig blödsinnig auszumachen. Das gilt sowohl für mentale Auseinandersetzungen als auch für die Mehrzahl ganz praktischer Handlungs- und Produktionsfelder. Warum fällt es uns Menschen eigentlich so schwer, in Bezug auf die Klimakrise Prioritäten zu setzen?

Ein Beispiel dafür, was heute als blödsinnig in unserer Beschäftigung erscheinen muss ist das Thema Zeit. Oder Raum. Zwei absolut grundlegende und essentielle Themen, zwei Klassiker, um überhaupt zu bestimmen, wer wir sind und an was für einem Ort wir uns befinden. Es könnte wichtig sein über Zeit und Raum tiefer nachzudenken, denn vielleicht hängt unser aktivistisches Verhalten gegenüber der Krise davon ab, was für ein Verständnis wir zu Phänomenen wie Zeit und Raum haben. Oder was für ein Verständnis wir von der Sterblichkeit unseres Körpers entwickeln. Lassen Sie es uns auf später vertagen, die Mysterien von Zeit, Raum und Sterblichkeit zu entschlüsseln. Erst einmal befassen wir uns mit der ökologischen Frage, die ist gerade wichtig. Wir befassen uns erst einmal mit der Klimakrise, ohne über Zeit und Raum nachzudenken, also von dem Bewusstseinszustand aus, an dem wir gegenwärtig als Zivilisation stehen.

Ein weiteres Beispiel dafür, was heute als blödsinnig gelten darf ist es, Mondraketen zu bauen. Oder Elektroautos. Oder eine weitere schlaue App, die uns das Leben noch ein bisschen leichter macht. Oder anderes Zeug. Wir brachen gerade nicht mehr und besseres Zeug, weder analog noch digital. Wir brauchen keine ressourcenaufwendige KI. Wir können pausieren, auch wenn wir so vielleicht keine Vollbeschäftigung oder kein Wirtschaftswachstum erreichen oder den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährden. Das Problem der Vollbeschäftigung und des Wirtschaftswachstums ist dem Klimawandel bis auf weiteres untergeordnet, wir denken später (vielleicht) wieder über Vollbeschäftigung nach.

Was brauchen wir gerade alles nicht? Lassen Sie uns als erstes einmal genau darüber nachdenken, um so freie Kontingente zu schaffen, die es uns erlauben eine ungewöhnliche Krise auf unkonventionelle Weise zu betrachten. Lassen sie uns dabei auch ruhig erst einmal davon ausgehen, dass wir die Krise nicht im herkömmlichen Sinne lösen können, sondern das wir ganz neue Wege des Verstehens gehen werden.